Zweifel und Vertrauen

Ohne Zweifel, einem notorischen Nörgler und Zweifler geht man am besten aus dem Wege. Oder aber man bringt die Kraft und die Geduld auf zuzuhören, um anschliessend in einem Gespräch möglicherweise positive Aspekte einzubringen. Wie dem auch sei, einfache Menschen sind Zweifler durchaus nicht! Wirklich problematisch wird es allerdings dann, wenn aus dem Zweifel die Verzweiflung herauswächst, ins Unermessliche anschwillt und eine echte Gefahr besteht, für den Betroffenen wie für die Mitmenschen. Eine totale Resignation, Ängste, die unkontrollierbar den Menschen in seinen Bann ziehen, verheissen nichts Gutes. Da ist rasche Hilfe nötig. Zweifel, die nagend an unserem Lebensnerv zehren, Unsicherheiten, die bohrend das Fundament untergraben, sind im Stande, über kurze oder lange Zeit den Menschen zu schwächen, krank, wenn nicht gar todkrank zu machen. Zweifel, natürlich, die haben wir alle, das bezweifelt niemand. Man könnte es hübscher sagen: Überlegungen anstellen, sich skeptisch äussern, man sehe da einige Fragezeichen, man müsse Ungereimtheiten klären und so weiter und so fort. Gut so. Zweifel sind es allesamt! Es mag Menschen geben, die in ihrem Leben nie Zweifel hegen und gehegt haben, unverfrorene Draufgänger, Hitzköpfe, die leichtsinnig alles aufs Spiel setzen und damit viel zerbrechen. So viel, dass man die Scherben niemals mehr zusammenflicken kann. Zweifel sind Vorläufer einer Entscheidung. Das Abwägen von Tun oder Lassen, das Für und Wider gegeneinander ausspielen. Wir werden tagtäglich damit konfrontiert. Gewiss! Eine seriöse Abklärung und breit abgestützte Informationen helfen uns da weiter. Wir können die sich abzeichnenden Probleme eher eruieren, wir können Massnahmen treffen, um uns und unser Vorhaben so zu sichern, dass wir nicht böse Überraschungen hinnehmen müssen. Weitblick und ein gesunder Menschenverstand bewirken das Weitere. Umgekehrt: Zu viele und vor allem zu lang anhaltende Nachforschungen können genau das Gegenteil bewirken, dann nämlich, wenn der Zeitpunkt zum Handeln verpasst wurde, Chancen somit ungenutzt verstrichen sind. Jede noch so konsequent und fachmännisch durchgeführte Nachforschung birgt in sich ein Restrisiko! Und mit diesem müssen wir leben lernen, auch wenn tatsächlich das unvorhergesehene Malheur eintreten sollte, wir Verluste und Enttäuschungen hinnehmen müssen! Das heisst, dass wir uns nochmals an einen Neubeginn wagen sollten. Logischerweise müssten in diesen Momenten des Tiefschlages Zweifler und Skeptiker triumphieren. Sie hatten ja alles zum Vornherein durchschaut und kommen sehen. Am liebsten würden sie uns am Boden zerstört sehen. Und genau das darf nicht sein! Wir müssen wieder einen Neubeginn wagen. Zweifel – und es gibt sie je länger, je mehr – sind berechtigt, wenn in uns die Alarmglocken läuten und wir sie nicht mehr überhören können. Dann sind sie nicht nur ratsam, sondern sogar notwendig. Sie können den letzten Halt bedeuten, das Stopplicht vor dem Aufprall. Das Wohlergehen der Menschheit hängt von Entscheidungen ab. Menschen, die durch Kommunikation Lösungen suchen und sie umsetzen, Abschlüsse tätigen, Vereinbarungen treffen und Aufträge aller Gattungen ausführen, Tag für Tag, rund um den Globus. Sie verlangen eine gradlinige Durchführung nach dem Entscheid. Und sie wiederum sollten auf starken Eckpfeilern ruhen. Auf Vertrauen basieren! Fehlt dieses, wird von Vornherein das Gedeihen einer Mission in Frage gestellt. Ohne Vertrauen von Mensch zu Mensch gibt es kein Weiterkommen! Der Zweifel, so eigenartig es auch klingen mag, ist der Verbündete des Vertrauens. Die beiden gehören zusammen. Hand in Hand gehen sie durch unser Leben. Der Zweifel rät zu Vorsichtsmassnahmen, und das Vertrauen nimmt dem Zweifel das Gift aus dem Stachel! Einmal allerdings nimmt uns ein anderer die Entscheidung ab. Am Ende unseres Lebens. An der Brücke zur Ewigkeit. Dort hat das Bündnis des Paares Zweifel und Vertrauen ausgedient. Entweder hat uns der Zweifel fest im Griff, oder wir bringen dem, der gegenüber wartet, bedingungsloses Vertrauen entgegen. Die Brücke führt über einen reissenden Bach, und befestigt wurde sie mit hauchdünnen Seidenfäden! Seiten 45 und 46 in Radio DRS  als Wort zum Sonntag ausgestrahlt
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